CN Krieg, Tod


Die Stille dröhnt in meinen Ohren.
Man würde denken, im Krieg sei der Kampf das Lauteste.
Knallende Schüsse. Gebrüllte Befehle. Ohrenbetäubende Explosionen. Panische Rufe. Schmerzvolle Schreie.
Aber nein. Am lautesten ist die dröhnende Stille danach.
Das gedämpfte Wimmern der Verletzten. Das gehetzte Keuchen der Zurückkehrenden. Meine eigene Stimme, die Befehle brüllt und dabei klingt als käme sie von ganz weit weg.

Ich versuche das Chaos im Lager zu ordnen. Reiche hier eine Hand, dort ein aufmunterndes Wort. Aber meine Augen suchen nur nach Ben.

Sie bringen ihn direkt zu mir. Alle in der Truppe wissen um uns. Wissen, dass wir einander mehr sind als Waffenbrüder.
Die notdürftigen Verbände um seinen Körper sind blutgetränkt. In den abgewandten Blicken der Träger erkenne ich, warum sie ihn direkt zu mir brachten, statt ins Lazarett.

Ich weiss nicht ob meine Beine weich werden oder ich mich bewusst hinknie.
Er sieht zu mir hoch. Er hat dieses jungenhafte Grinsen auf den Lippen, das mir sagt, dass alles nur ein Spiel ist, und ich das Leben nicht so ernst nehmen soll.
„Hey Danny,“ sagt er, und hält eine zitternde Hand hoch, „sieht aus als würden wir es nicht schaffen, hm?“
Ich greife nach seiner Hand und ignoriere, wie der blutige, verbandumwickelte Rest seines anderen Armes aussieht.
Die Tränen laufen mir frei über das Gesicht. Ich schäme mich nicht dafür.
Das 'es', das er meint, war, diesen Krieg zu überleben. Gemeinsam. Diesen verdammten Krieg, der nicht unserer ist, hinter uns zu lassen, und uns ein Leben weit ab davon aufzubauen. Gemeinsam. Nicht mehr gegen die Leben anderer zu kämpfen, sondern für unseres.
Sieht aus, als würden wir es nicht schaffen.

„Ben,“ krächze ich um den Klumpen in meiner Kehle herum. „Ich werd' dich vermissen. Ich werd's deiner Mutter sagen.“
Er nickt und lächelt. Nicht mehr dieses unverwüstliche Grinsen, sondern ein wissendes, wehmütiges Lächeln.
„Ich dich auch.“ Seine Stimme wird leiser. Ich umklammere seine Hand, als könnte ich ihn dadurch aufhalten. „Vielleicht beim nächsten Mal, Danny.“

Ich spüre eine Hand an meiner Schulter und blicke auf. Der Körper auf der Trage vor mir ist still. Die Finger in meiner Hand leblos. Ich stehe auf, wische mein Gesicht sauber, nicke dem Offizier neben mir zu.
Es ist Arbeit zu tun.

'Beim nächsten Mal', sagte er. Kann es ein 'nächstes Mal' geben?